Über mich

Mein Schulflugzeug und ich„Wie schön, dass Du eine Vision im Leben hast!“ – Das höre ich oft, wenn ich von meinem Traum erzähle, über den ich auf diesen Seiten berichte. In meinen Ohren klingt ‚Vision‘ sehr hochtrabend, ich würde es eher Zielstrebigkeit nennen. Ganz gleich, wie man es nennt, es begleitet mich schon fast mein ganzes Leben.

Geboren bin ich 1975 im sauerländischen Lüdenscheid, dort habe ich auch mein Abitur am Zeppelin-Gymnasium (schon wieder ein Bezug zum Fliegen :-)) abgelegt.

Meine Geschwister erzählen, dass ich schon mit drei Jahren „Flugzeug“ gesagt habe und völlig aus dem Häuschen war, wenn eins vorbeiflog. Tatsächlich habe ich als Kind alles verschlungen, was ich an Literatur zum Thema Luftfahrt in die Finger bekommen konnte und mein liebstes Ausflugsziel war die Besucherplattform des Frankfurter Flughafens.
Ich erinnere mich daran, dass mein Vater von der Arbeit (er war bei der Sparkasse) den Jahresbericht für die Aktionäre der Lufthansa mitbrachte. Diese paar Seiten mit den Abbildungen der damaligen Lufthansa-Flotte habe ich viele Jahre wie einen Schatz mit mir herumgeschleppt.
Mein Großvater, zu dem ich eine sehr enge Beziehung hatte, war als Jugendlicher Segelflieger gewesen und so saß auch ich mit 13 Jahren zum ersten Mal im Cockpit eines Segelflugzeugs. Nie werde ich das Gefühl vergessen, das ich beim ersten Flug durch die bayrischen Alpen im Urlaub mit meinen Eltern empfunden habe! Die vielfach zitierte „grenzenlose Freiheit“ war für mich zum Greifen nah…

Manche Eltern finanzieren ihren Kindern ein Studium, meine hätten mir nach dem Abitur eine Ausbildung zum Verkehrspiloten ermöglicht. Welch ein Glück! Der Weg war klar: Mit 13 Jahren Segelflug, mit 16 Jahren Motorflug, dann Abitur, Bundeswehr und anschließend zur Lufthansa oder in die Flugakademie. Soweit der Plan, aber Glück und Leid liegen bekanntermaßen dicht beieinander. Kurz nachdem ich mit der Segelfliegerei begonnen hatte, fiel mir unerklärlicherweise das Laufen immer schwerer. Schleichend, aber doch immer spürbarer, wurden meine Beine schwächer. Es dauerte mehrere Jahre, mit unzähligen sinn- und erfolglosen ärztlichen Behandlungen, bis ein Heilpraktiker die Ursache fand: Ein Tumor an der unteren Wirbelsäule! Glücklicherweise eine gutartige Form, aber eine Operation am Rückenmark war nun unvermeidlich – und damit auch das 50:50-Risiko, eine Lähmung davonzutragen. Zweimal wurde ich im Alter von 14 bzw. 15 Jahren von den Neurochirurgen der Städtischen Kliniken Dortmund operiert, nach der zweiten OP wurde dann tatsächlich die Befürchtung wahr: Ich landete mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl. Die große Kunst der Fliegerei ist zwar die Landung, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt…

Nach einem solchen Einschnitt im Leben gibt es genau zwei Möglichkeiten, wie man das eigene Leben fortan verbringen möchte: Verbittert und voller Selbstmitleid die Augen vor der Realität verschließen („Vogel-Strauss-Methode“) oder die Herausforderung annehmen und das Beste daraus machen! Ich entschied mich für letztere Variante – und „ärgerte“ schon in den ersten Wochen nach der OP die Krankenschwestern auf Station, indem ich mit dem Rollstuhl um die Ecken schoss und Bremsspuren auf dem Linoleum-Fußboden hinterließ 🙂
Im Anschluss an die Zeit im Krankenhaus folgten knapp eineinhalb Jahre Rehaklinik in Hessisch Oldendorf. In meiner Erinnerung eine schlimme Zeit, denn sie bedeutete Trennung von den Eltern und viel Einsamkeit, besonders für einen Jugendlichen. Ich erinnere mich genau an den Moment, als an einem solchen Tiefpunkt ein Flugzeug über das Klinikgelände flog und in mir der Gedanke aufkeimte, dass dies nicht das Ende meiner Fliegerkarriere sein dürfte! Von nun an würde ich alles daran setzen, meine körperlichen Fähigkeiten so gut wie möglich zu verbessern, um eines Tages im Cockpit sitzen zu können. Mit viel Willenskraft und körperlichem Einsatz habe ich es geschafft, meine Beine wieder bewegen zu können. Heute habe ich eine sogenannte „inkomplette Querschnittslähmung“, d.h. ich habe kein Gefühl in den Beinen, kann aber die Muskulatur der Oberschenkel teilweise einsetzen, so dass ich stehen oder an einem Handlauf gehen kann. Noch reicht es nicht ganz, um frei Gehen zu können, aber es ist ja nicht aller Tage Abend… Besonders glücklich bin ich natürlich darüber, dass ich mit meinen Beinen die Seitenruder eines Flugzeugs uneingeschränkt bedienen kann.
Die ‚Mission Cockpit‘ begleitet mich bis heute und motiviert mich immer wieder aufs Neue. Vor diesem Hintergrund wird dem ein oder anderen Leser meines Blogs vielleicht klar, welche Bedeutung dieser Post für mich hat.

Ich weiß, dass es nicht einfach wird, im Cockpit eines Airliners zu landen. Mir ist auch bewusst, dass Passagiere irritiert sein könnten, wenn der Pilot mit dem Rollstuhl um die Ecke kommt. Andererseits habe ich nach der Ausbildung mit der ATPL-Lizenz und dem Type Rating bewiesen, dass ich das Flugzeug sicher beherrsche, Behinderung hin oder her. Geschenkt bekommt diese Lizenzen niemand, nur die Leistung zählt. Letztendlich geht es mir ums Fliegen an sich, um die Chance, eines Tages als Pilot meinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Mein Traum wäre es, mit dem Airliner Luftfracht rund um die Welt zu fliegen – damit wäre auch das Problem der irritierten Passagiere behoben, denn wie heißt es unter Cargofliegern so schön: „Fracht motzt nicht, Fracht kotzt nicht!“ 🙂

Irgendwo mitten auf der „Reise“ habe ich angefangen, diesen Blog zu schreiben – für diejenigen, die mehr über meinen Weg ins Cockpit wissen möchten. Vielleicht motivieren diese Seiten ja auch jemandem, sich selbst auf den Weg zu seinem Ziel zu machen…

Kurze Anmerkung in eigener Sache: Über das Thema Selbstmotivation halte ich auch Vorträge als Redner. Mehr Informationen gibt es hier.

10 Antworten zu “Über mich

  1. Lieber Holger,
    für Deine Mission wünsche ich Dir alles Gute! Ich habe Dich als sehr positiven Menschen kennengelernt und bin fest davon überzeugt, dass Du es schaffen wirst!
    Allzeit sanfte Landungen,
    Udo.

    • Hallo Udo,

      ich danke Dir für die netten Worte. Habe mir Dein Buch „Aviator’s Guide to Florida“ im Original angeschaut, finde ich super!! Wünsche Dir viel Erfolg!

      Viele Grüße,
      Holger

  2. Moin Holger,
    Ich habe über die Organisation „Aerobility“ in GB mit Rolli-Fliegen zu tun gehabt und würde gerne Kontakt aufnehmen.
    E-mail ist oben. Telefon ist +49 176 XXXX XXXX

    MfG
    Alan Harris

  3. Hallo…ich arbeite im OPS am Flughafen Lübeck….LBC-EDHL…ich hab deinen Bericht gelesen und schick dir einen absolut lieben Gruß….finde es ziemlich schade, dass du dein Wetter nicht bei mir abrufen musst….herzlichen Glückwunsch und alles Gute für dich….Tanja

  4. Hallo Holger,

    ich habe – wie wahrscheinlich so viele – Deinen Artikel im Fliegermagazin gelesen und bin daher auf Deinen Blog gestoßen. Ich stecke auch mitten in der Ausbildung, habe auch wenig Zeit, da der Beruf viel abverlangt. – Einige Parallelen…
    Ich wünsche Dir gutes Gelingen weiterhin!
    Vielleicht willst Du ja mal in meinen Blog reinschauen?
    http://dirk-ppl-a.blogspot.de/

    Viele Grüße aus Berlin
    Dirk

  5. Lieber Holger
    Es freut mich sehr, Dich im Umschulungskurs EMB135/145 bei Lufthansa Aviation Training haben zu dürfen, super! Ich wünsche Dir eine spannende und erfolgreiche Zeit!

    Herzliche Grüsse,
    Andy, Chief Flight Instructor EMB135/145

  6. Lieber Holger
    Du hast am Samstag Deinen Skilltest für das Type Rating EMB135/145 mit sehr gutem Erfolg bestanden, herzliche Gratulation!
    Es war für die Instruktoren und mich ein Vergnügen mit Dir zu arbeiten. Wir haben Dich als sehr motivierten und talentierten Schüler kennen gelernt, danke für die tolle Zeit!
    Das ganze Team von Lufthansa Aviation Training wünscht Dir alles Gute und viele interessante Flüge auf Deinem neuen Flieger!

    Herzliche Grüsse und hoffentlich bis bald,
    Andy, Chief Flight Instructor EMB135/145

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