In der Praxis – Teil 3: Bedienung des Seitenruders

Der heutige Post hat die Bedienung des Seitenruders mit den Füßen zum Inhalt. Da dieser Blog ja auch für Nicht-Piloten gedacht ist, beginne ich mit einer kurzen Erläuterung, warum man zum Fliegen eines Flugzeugs überhaupt die Beine braucht.

Grundsätzlich kann ein Flugzeug um drei Achsen bewegt werden: Es kann um die Querachse NICKEN (Nase hoch/runter), um die Längsachse ROLLEN (linker/rechter Flügel rauf oder runter) und um die Hochachse GIEREN (Nase nach links oder rechts). Entsprechend braucht man mehrere Steuerelemente, um alle drei Bewegungen koordiniert durchführen zu können. Mit dem Steuerhorn kann das Flugzeug um die Quer- und Längsachse bewegt werden, mit den Füßen bedient man das Seitenruder zur Steuerung um die Hochachse. Eine sehr schöne Erläuterung mit animierten Grafiken findet sich bei Wikipedia.

Auch beim Rollen am Boden setzt man die Füße ein, da die meisten Flugzeuge über eine Bugradsteuerung verfügen, die mit den Seitenruderpedalen gekoppelt ist. Am Anfang bedarf es einiger Gewöhnung, da man das Flugzeug am Boden nicht wie ein Auto mit den Händen lenkt, sondern ausschließlich mit den Füßen. Irgendwann ist man aber ganz froh, dass man während dessen die Hände für andere Dinge frei hat. Das Bremsen beim Rollen am Boden geschieht ebenfalls mit den Füßen, genau genommen mit den Fußspitzen. Das Pedal ist dazu in zwei Hälften unterteilt, eine obere zum Bremsen und eine untere für das Seitenruder.

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Für die meisten Nicht-Flieger ist es ziemlich überraschend, wie viel Beinarbeit im Flugzeug notwendig ist. An dieser Stelle tritt auch die größte Hürde für einen Querschnittsgelähmten auf, der fliegen möchte. Es gibt zwischenzeitlich einige Flugzeuge, die von behinderten Piloten auf Handsteuerungen umgerüstet wurden. Der Nachteil in so einem Fall ist natürlich, dass man auf das jeweilige Flugzeug festgelegt ist und ggf. Limitierungen (z.B. maximal erlaubter Seitenwind beim Landen) in Kauf nehmen muss.

Mein großes Bestreben war und ist noch immer, ohne Hilfsmittel zurecht zu kommen, um mir die größtmögliche Flexibilität zu bewahren. In meinem Post „Rechtsrum geht auch“ habe ich bereits beschrieben, dass mir die Bedienung der Pedale durch den Einsatz von Orthesen möglich ist. Diese speziell an meine Beine angepassten Karbonschienen sorgen dafür, dass die Kraft, die ich ausüben möchte, in die richtige Richtung wirkt. Anders ausgedrückt: Ohne diese Schienen „verpufft“ meine Kraft z.B. in einer Drehbewegung im Sprunggelenk, anstatt auf das Pedal zu wirken.orthese
In der Luft benötigt man kaum Kraft für das Seitenruder, ganz anders am Boden beim Rollen. Hier unterstützt einen keine Servolenkung wie im Auto, insbesondere beim langsamen Rollen geht es nur mit Muskelkraft. Auf den Bildern kann man sehr schön erkennen, wie meine Beine durch die Orthesen stabilisiert werden, damit ich die Pedale betätigen kann.

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Die Flugzeuge von Piper haben übrigens noch einen weiteren wesentlichen Vorteil für mich: Sie haben eine Handbremse, die sowohl als Park- als auch als Betriebsbremse eingesetzt werden darf. Somit kann ich mich bei der Arbeit mit den Beinen auf die Seitenruderkontrolle beschränken, während ich den Handbremshebel zur Verzögerung beim Rollen benutze.

Fazit dieses Posts: Füße stillhalten ist nicht 🙂

Eine Antwort zu “In der Praxis – Teil 3: Bedienung des Seitenruders

  1. Hallo Holger,
    beeindruckende Geschichte!

    Ich schreibe dir, da ich (inkompletter QS seit 9,5 Jahren) im Begriff bin, mich für die PPL (A) Lizenz anzumelden.
    Durch Zufall bin ich auf deinen Blog gestoßen und vermute, dass es viele Parallelen bzw. Erfahrungen seinerseits gibt, die mir weiterhelfen könnten.

    Wie überzeuge ich z.B. den Flugmediziner von meiner Tauglichkeit trotz Querschnitt?

    Ich würde mich sehr freuen, von dir zu hören. Nicht zuletzt, weil es mich sehr interessiert, wie deine Geschichte inzwischen weiter gegangen ist.

    Liebe Grüße

    Thomas Moll

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