Etappensieg

Wieder einen Schritt weiter, endlich! Vor einigen Tagen habe ich den Bescheid vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) bekommen, dass ich die „Theoretische Prüfung zum Erwerb der Verkehrspilotenlizenz ATPL(A)“ erfolgreich abgelegt habe. Damit haben viele Monate, Tage und Stunden des Lernens und Paukens, der Zwischenprüfungen, der Selbstmotivation und der Selbstzweifel einen Abschluss gefunden und ich habe das „Nadelöhr“ auf dem Weg zum Verkehrspiloten hinter mich gebracht.

LBA-Bescheid

LBA-Bescheid

Während der Vorbereitungsphase hat man nur eine diffuse Vorstellung davon, wie es wohl während der Prüfung sein wird und denkt voller Ehrfurcht an das „mächtige LBA“. Wie ein Damokles-Schwert hängt der immer näher rückende Prüfungstermin über einem und man verliert das Gefühl dafür, ob man gut in der Zeit und im Lernstoff liegt oder nicht.  Mal überwiegt das Gefühl, dass es ganz gut läuft, dann hat man wieder Tage, an denen man nicht glauben kann, die Stofffülle jemals in den Griff zu bekommen. Manches will einfach nicht in den Kopf, dann helfen nur teils abstruse Eselsbrücken oder stumpfes Auswendiglernen. Aber bei ca. 10.000 möglichen Fragen aus 14 Fächern ist das natürlich keine optimale Lösung. Letztlich hilft nur stumpfes Durcharbeiten der Fragen in der Trainingssoftware, jeden Tag aufs Neue und idealerweise mit einem strukturierten Lernplan.
Ich habe die ersten Wochen der Lernphase damit verbracht, die Unterlagen und Bücher zu den einzelnen Fächern mit dem Textmarker in der Hand durchzuarbeiten und daher erst recht spät mit dem Klicken am PC begonnen. Im Nachhinein war das nicht die beste Strategie, denn wirklich geholfen hat mir diese Vorgehensweise beim Beantworten der Multiple-Choice Fragen nicht, am Ende fehlte mir die Zeit eher. Besser wäre es gewesen, direkt in die Bearbeitung der Fragen einzusteigen und nur bei den falsch beantworteten oder unklaren Antworten im Lehrmaterial oder im Internet nach Erklärungen zu suchen.

Die Atmosphäre beim LBA während der Prüfung ist recht entspannt, die Aufsichtspersonen sind freundlich und man kann sich die Zeit zwischen den einzelnen Fächern selbst einteilen. Wer mag, kann in dafür vorgesehenen Aufenthaltsräumen noch die mitgebrachten Unterlagen durchschauen oder sich in der Kantine mit Getränken und Essen versorgen.
Im Prüfungsraum sitzt man an einem fest zugeteilten PC, an dem man sich einloggt und selbst entscheiden kann, welches Fach bearbeitet werden soll. Für eine bestimmte Anzahl an Fragen steht ein Zeitfenster zwischen 45 und 120 Minuten zur Verfügung, um diese zu beantworten. Wurde ein Fach am Rechner gestartet, läuft die Uhr rückwärts und man darf den Raum bis zum Abschluss dieses Faches nicht verlassen. Für die meisten Fächer ist die Zeit großzügig bemessen und meist bleibt sogar noch Zeit genug, um die Fragen nochmal durchzugehen, wobei ich erfahrungsgemäß mit nachträglichen Korrekturen eher schlecht gefahren bin – das erste Gefühl ist meist das richtige.

Um die Prüfung abzulegen, kann man die Fächer auf bis zu sechs Termine verteilen, wobei man pro Fach maximal vier Versuche hat. An unserer Schule ist es aber üblich und gewünscht, dass alle 14 Fächer an einem Termin bearbeitet werden. Fällt man durch ein oder mehrere Fächer durch, muss man eben noch ein zweites oder drittes Mal nach Braunschweig. Abgesehen von den Kosten für Hotel, Anreise und Verpflegung, wird natürlich auch jedes Mal eine Prüfungsgebühr fällig – insgesamt also eine kostspielige Angelegenheit. Verteilt über drei Tage klickt man so alle 14 Fächer durch, erfährt aber leider erst ca. eine Woche später per Brief in einem amtlichen Bescheid, wie das Ergebnis ausgefallen ist. Die Wartezeit dazwischen ist zermürbend – selten habe ich sehnsüchtiger auf den Postboten gewartet 🙂 Ich habe beim ersten Versuch 11 von 14 Fächern bestanden und war noch zwei Mal in Braunschweig, bis alle Fächer erfolgreich bestanden waren.

"Meine" TFC-Gruppe vor dem LBA-Gebäude in Braunschweig

„Meine“ TFC-Gruppe vor dem LBA-Gebäude in Braunschweig.

Nach der intensiven Vorbereitungszeit kann man es gar nicht so richtig fassen, wenn von einem auf den anderen Tag das Thema einfach durch ist. Aus lauter Gewohnheit habe ich am Tag nach dem Erhalt des Bescheids nach dem Aufstehen auf dem Weg zur Kaffeemaschine den PC eingeschaltet und die Maske der Lernsoftware aufgerufen. Erst nach ein paar Minuten wurde mir bewusst, dass ich das ja nun nicht mehr zu tun brauche. Ein grandioses Gefühl der Freiheit und Erleichterung – jetzt ist endlich wieder Zeit für Familie, Freunde und ein „normales“ Leben!

Kommende Woche geht es dann los mit der nächsten und auch letzten Phase der Ausbildung – dem Instrumentenflug, der sowohl im Simulator als auch im ein- und zweimotorigen Flugzeug gelehrt und geübt wird. Ich freue mich sehr darauf, in einer Praxisphase Neues zu Lernen und endlich wieder im Cockpit sitzen zu dürfen!

P.S.: An dieser Stelle möchte ich mich einmal ganz herzlich bei all denen bedanken, die Mitgefiebert und fleißig Daumen gedrückt haben, die sich immer wieder erkundigt haben und in Motivationslöchern aufmunternde Worte für mich hatten – ohne das Gefühl der Unterstützung wäre mir das alles viel schwerer gefallen! Danke!!

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