Mit großen Schritten nähere ich mich dem Ende meiner Flugausbildung. Das gute Wetter macht es möglich, in kurzer Zeit sehr viele Stunden zu fliegen. Gestern habe ich den 150NM-Dreiecks-Soloflug absolviert und bin von Lübeck (EDHL) nach Flensburg-Schäferhaus (EDXF) und von dort nach Heide-Büsum (EDXB) und wieder zurück nach Lübeck geflogen. Sehr spannend, wenn man erstmals in die Freiheit entlassen wird und zwei Plätze anfliegt, bei denen man zuvor noch nicht gewesen ist. Und es sitzt niemand mehr neben einem, den man Fragen kann bzw. an den man die Verantwortung abgeben kann. Wie es sich für das Ende einer Ausbildung gehört, sollte man in der Lage sein, diese Aufgabe alleine zu meistern. Wie mir mein Fluglehrer vor dem Abflug so schön sagte: „Du sammelst jetzt jede Menge Erfahrungen, die Du nie mehr vergisst…“. So war es dann auch.
Nachdem ich westlich an Kiel vorbei nach Flensburg geflogen bin, galt es den Platz zu finden. Man sollte meinen, dass aus der Luft alles einfach zu erkennen ist, aber eher das Gegenteil ist der Fall, irgendwie sieht alles gleich aus. Als ich den Platz endlich ausgemacht hatte, habe ich mir – wie gelernt – die Markierung am Kursanzeiger (Heading Bug) als Erinnerung auf die Pistenrichtung 11 gedreht. Im Anflug auf die Bahn ein prüfender Blick auf die Instrumente und…oh ha, irgendwas passt hier nicht! Die Bahn ist genau vor mir, aber der Heading Bug zeigt zur Seite. Da rattert es im Kopf natürlich auf Hochtouren: Ist das vor mir tatsächlich die Landebahn oder vielleicht eine Industriefläche, ein Parkplatz o.ä. aus Beton? Oder ist das eine stillgelegte ehemalige Landebahn? Ich habe mich dann entschieden, noch mal einen Kreis zu drehen und mich neu zu orientieren. Nachdem ich sicher war, dass es sich um den Flugplatz handeln muss, kam ich auch auf die Lösung meines Problems: Die auf die Pistenschwelle gepinselten Ziffern 11 stehen natürlich für die Pistenrichtung 110 Grad und nicht für 11 Grad, wie ich sie am Heading Bug eingedreht habe. Wie gesagt, Erfahrungen, die man nicht mehr vergisst… Der Empfang am Flugplatz war sehr herzlich und vom Flugleiter habe ich noch einen Kaffee spendiert bekommen, bevor ich mich auf den Weg nach Heide-Büsum gemacht habe.
Bei strahlendem Sonnenschein ist es wirklich schön, in Richtung Nordseeküste zu fliegen. Allerdings ist man bei den ersten Alleinflügen sehr stark darauf konzentriert, sich nicht zu „verfranzen“ und auch sonst nichts Wesentliches zu vergessen, so dass der Blick für die Schönheit der Landschaft eher nachrangig ist. Jedenfalls habe ich den kleinen Flugplatz von Büsum problemlos gefunden und war im Anflug doch erstaunt, wie kurz die Landebahn ist (720m) – jedenfalls für meine Verhältnisse. Die Landung hat mit einigen Knoten Seitenwind aber sehr gut geklappt und die freundliche Flugleiterin war von meinem Lehrer telefonisch informiert worden, dass ich angeflogen käme und sie mir das Leben leichter machen würde, wenn ich nicht extra aus dem Flugzeug aussteigen müsste, um die Landegebühr zu entrichten. So kam sie denn gut gelaunt ans Flugzeug und mein Kompliment, wie schön es hier sei, wurde beantwortet mit: „Wenn die Sonne scheint geht’s. Aber ansonsten ist das hier ein Kaff, in dem man nicht tot überm Zaun hängen will. Und lebendig auch nicht.“ Ich habe ihr versprochen, dass ich irgendwann noch mal wiederkomme 🙂
Das letzte Teilstück von Büsum nach Lübeck verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Orientierung war recht einfach, da man nacheinander die A23, den Nord-Ostsee-Kanal und die A7 bei Neumünster überquert und dann schon bald Lübeck in Sicht kommt. Mit der Abschlusslandung am Heimatflughafen ging für mich ein erlebnisreicher Flugtag zu Ende, den ich sicher nicht so schnell vergesse. Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt und auch die Erkenntnis gewonnen, dass es mir ohne Lehrer möglich ist, ein Flugzeug und mich selbst heil von A über B nach C zu bringen – eine gute Basis für das, was noch kommen mag…
Um das gute Wetter bist Du echt zu beneiden…ich habe Anfang des Monats meine Theorieprüfung und die ersten Soloflüge hinter mir, aber seitdem ist es hier im Harzer Vorland seit Wochen entweder zu windig oder zu neblig. Wird es doch mal schön, wollen gleich alle auf einmal fliegen, sogar unter der Woche. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass man bei gutem Wetter auch rasche Fortschritte machen kann.
Liebe Grüße,
Johannes
Herzlichen Glückwunsch zum geglückten Solo-Dreiecksflug! Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie aufgeregt ich vor meinem Überland-Solo war und wie stolz und erleichtert nach erfolgreichem Abschluss… – und das lag nicht nur an einigen unerwarteten Ereignissen. 😉
LG,
Bernd
PS.: Die Lackierung Deiner Warrior gefällt mir…
@Bernd: Danke für die Blumen mit der Lackierung. Leider hat Sie zwischen dem Grün und dem Weiß einen blöden goldenen Steifen den man wohl auf den Fotos nicht sieht. Ist schon ein bisschen was für Orientexpress. Wirkt sich aber nicht auf die Flugeigenschaften aus. 🙂
Es ist übrigens einen PA 28 R 201, also eine Arrow
beste Grüße,
Christian